Immer mehr Jugendliche konsumieren ohne Bedenken

Im Jahr 2021 waren 52.4 % der Jugendlichen der Ansicht, dass Alkohol ungesund sei und sie deshalb keinen Alkohol trinken würden. Jetzt zeigt sich, dass dieser Wert im Jahr 2016 noch um knapp 10 % höher lag. Ein Grund dafür könnten die Marketingstrategien der Alkoholindustrie sein, die Alkohol zunehmend als «Gesund» vermarkten. Die Ergebnisse stammen aus anonymen Befragungen bei jeweils knapp 1`000 Jugendlichen im Kanton Bern, die das Blaue Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg jährlich realisiert.

Seit mehreren Jahren führt das Blaue Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg nach den Suchtpräventions-Workshops an Oberstufenschulen anonyme Befragungen zu Gesundheitsthemen bei Jugendlichen durch. Im Jahr 2021 nahmen insgesamt 983 Oberstufenschülerinnen und -schüler im Alter von 12 bis 17 Jahren im Kanton Bern an der Befragung teil.

Wie die letztjährigen Befragungsergebnisse zeigen, gaben im Vergleich zum Jahr 2016 insgesamt weniger Jugendliche an nicht Alkohol zu trinken, da es schlecht für die Gesundheit sei. So lag der Wert um fast 10 % tiefer (2016; 62.2 %, 2021; 52.4 %). Das Durchschnittsalter lag im Jahr 2021 bei 14.10 Jahren (2016; 13.72) und die Anzahl der Befragten lag im Jahr 2021 bei 983 (2016; 965). Interessanterweise fand diese Trendwende bereits im Jahr 2020 statt (53.6 %). „Die Ergebnisse haben uns doch überrascht, da wir bisher davon ausgegangen sind, dass immer mehr junge Menschen wissen sollten, dass Alkohol ein schädliches Produkt ist, besonders wenn man im Jugendalter trinkt“, so Markus Wildermuth vom Blauen Kreuz.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es der Alkoholindustrie teilweise besser gelungen ist, Alkohol als “Gesund“ zu vermarkten. Denn interessanterweise sind auch alle weiteren sechs möglichen Gründe, weshalb die Jugendlichen keinen Alkohol trinken, rückläufig – jedoch nicht so stark wie beim Faktor Gesundheit. Weiter zeigt eine aktuelle Studie von Sucht Schweiz, dass Jugendliche sowie junge Erwachsene seit der Covid-Krise mehr Alkohol trinken.


Nikotinbeutel mit oder ohne Tabak – eine neue Nikotinwelle kommt
Die Daten bringen eine weitere Auffälligkeit zum Vorschein – die Zunahme an rauchfreiem Nikotinkonsum. Der zumindest monatliche Schnupftabak- sowie Snus-Konsum lag im Jahr 2016 noch gerade bei 1.65 %. Mehr als vervierfacht hat er sich im Jahr 2021 – auf knapp 8 %. In dieser Zeitperiode stiegen grosse Tabakfirmen in den Snus-Markt ein und die Produkte werden seither aggressiv beworben. Die noch nicht lang verfügbaren Nicotinepouches (Nikotinbeutel) geben dem Markt zusätzlich auftrieb, da diese noch stärker als unbedenklich vermarktet werden. Zweifelsohne werden.


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Weitere Informationen:
Medienmitteilung 2021: Berner Teenager suchen noch mehr den Alkoholrausch

Alkohol und Pandemie: Insgesamt leichter Rückgang und bei gefährdeten Gruppen am meisten Konsumveränderungen (2022)
Sucht Schweiz
 

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