Der letzte Abschnitt im Leben eines Menschen kann eine besondere Herausforderung für die Betroffenen sowie deren Umfeld darstellen. Themen wie eine gesunde und sinnvolle Tagessstruktur finden, Soziale Beziehungen zu pflegen ausserhalb des Arbeitsplatzes oder auch der Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen stehen oftmals im Mittelpunkt beim Übergang vom Erwerbsleben ins Pensionsalter. Dabei kann der Konsum von Alkohol eine scheinbare Stütze sein, um die auftauchenden Probleme zu verdrängen oder zu vergessen. Obwohl der Rauschkonsum mit dem Alter gemäss dem Bundesamt für Statistik abnimmt, steigt der chronisch riskante Konsum bei den über 65-Jährigen stetig an. Die Weltgesundheitsorganisation definiert einen chronisch risikoreichen Konsum bei Männern ab vier Standartgläsern pro Tag und bei Frauen ab zwei Standartgläsern pro Tag. Wobei im Alter die körperlichen Veränderungen zu berücksichtigen sind. Die Leistungsfähigkeit der Leber und Niere nimmt ab und baut somit auch den Alkohol weniger schnell ab. Dies kann dazu führen, dass bei gleicher Konsummenge von Alkohol die Wirkung bei der Person stärker zu Tage tritt und damit auch ein höheres Risiko für einen Rausch und Schwindel sowie Stürze bewirken kann. Weiter kann der regelmässige Alkoholkonsum zu negativen psychischen, körperlichen oder sozialen Konsequenzen führen, wobei im Alter die Folgeschäden meist stärker zu Tage treten. Das Leiden wirkt sich nicht nur auf die Betroffenen aus. Die Angehörigen und das soziale Umfeld spüren die Konsequenzen des regelmässigen Alkoholkonsums oftmals ebenso.
Ein weiteres Thema ist die Einnahme von Medikamenten. Während bei der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren 55% der Frauen und 45% der Männer regelmässig Medikamente schlucken, steigt der Konsum mit zunehmendem Alter an und erreicht bei Personen ab 75 Jahren einen Wert von 84%. Nebst dem bei gewissen Medikamenten hohen Suchtpotenzial, kann die zeitgleiche Einnahme von Alkohol und Medikamenten unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen. Diese Wechselwirkungen sind noch nicht abschliessend erforsch. Klar ist jedoch, dass eine gemeinsame Einnahme von Medikamenten und Alkohol zu negativen Folgen führen kann, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit.
Schützende Faktoren
Seit 1990 wird der internationale Tag der älteren Menschen zelebriert. Er hat unter anderem das Ziel, die Solidarität zwischen den verschiedenen Generationen sowie die Teilhabe aller Altersklassen an einer sich entwickelnden Gesellschaft zu fördern. Die Teilhabe an der Gesellschaft unabhängig vom Alter ist auch ein wichtiger Schutzfaktor, wenn es um das Thema risikoreichen oder problematischen Alkohol- und Drogenkonsum geht. Das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe oder Familie, die Pflege von Freundschaften sowie der Austausch mit anderen Menschen ist besonders im Alter ein wichtiger Faktor, um den letzten Lebensabschnitt zu geniessen. Weitere Schutzfaktoren sind eine sinngebende Tagesstruktur, regelmässige Bewegung sowie eine ausgewogene Ernährung. Bei regelmässiger Medikamenteneinnahme sind regelmässige Kontrolltermine durch den Hausarzt/die Hausärztin oder die zuständige Apotheke zentral, damit einem schädlichen Konsum vorgebeugt werden kann.
Weiter können bei belastenden Themen sowie schwierigen Situationen Fachpersonen zur Unterstützung herbeigezogen werden. Die Beratenden des Blauen Kreuz bieten Betroffenen, pflegenden Angehörigen und Fachpersonen diverse Angebote an, um frühzeitig präventiv gemeinsam mit den Ratsuchenden mögliche Lösungswege zu finden und diese auf dem Weg zu einem genussvollen Lebensabend zu begleiten.
Unser spezifisches Angebot zum Thema:
- Kostenlose Einzel-, Paar-, Familien-, sowie Systemberatungen für Angehörige sowie Betroffene (https://besofr.blaueskreuz.ch/beratung ).
- Austauschgruppe für Angehörige von Betroffenen mit einer Drogen- und Alkoholproblematik (https://besofr.blaueskreuz.ch/geleitete-gruppenangebote ).
- Für Institutionen stellt das Blaue Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg die Durchführung von Schulungen zu diversen Themen bereit. Weiter unterstützt das Blaue Kreuz die Institutionen bei der Erarbeitung eines Leitfadens für den professionellen Umgang mit suchtmittelkonsumierenden Menschen im Seniorenalter und es bietet Fachpersonen Unterstützung beim Umgang mit Betroffenen in spezifischen Einzelfällen und Situation an. (https://besofr.blaueskreuz.ch/beratung/alkohol-und-alter ).
- Buchempfehlungen zu Sucht & Alter: Eine Übersicht zu spezifischen Büchern (Bücherliste) ist direkt beim Blaukreuz Verlag erhältlich (https://blaukreuzverlag.ch/ ).
Für Rückfragen:
Corine Gasser
Blaues Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg
Fachstelle für Alkohol- und Suchtprobleme Bern
031 311 11 56
Mail
Weitere Informationen:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/alterung.assetdetail.23329314.html
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/determinanten/alkohol.html
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/alkohol/problemkonsum.html
https://www.alterundsucht.ch/aerzteschaft/alkohol/entwicklung-einer-abhaengigkeit.html . Vortrag/Referat von Hr. Dr. Bäurle, 07.07.21
https://www.bfs.admin.ch/asset/de/7486439#:~:text=Medikamentenkonsum%20steigt%20mit%20zunehmendem%20Alter&text=Frauen%20(55%25)%20nehmen%20h%C3%A4ufiger,Jahren%20einen%20Wert%20von%2084%25. Suchtschweiz.ch, Wechselwirkungen von Alkohol und Medikamenten (Prospekt, 2020)